


Die Installation SIMULAKRA LABOR zeigt auf ästhetische Weise die Verflechtung von künstlerischer Kreativität und KI-generierten Ideen sowie deren Visualisierung in eine delikate Materialität.
Wie transformiert Künstliche Intelligenz die künstlerische Praxis und wie gelingt es, der eigenen Ästhetik treu zu bleiben, während man die innovativen Möglichkeiten dieser Technologie in den kreativen Schaffensprozess integriert?
Tanja Hirschfeld hat sich in ihrer Kunstinstallation SIMULAKRA LABOR auf ein Selbstexperiment eingelassen, das die komplexe Wechselwirkung zwischen Künstlicher Intelligenz, menschlicher Kontrolle und künstlerischer Ausdrucksweise erforscht. Das Ergebnis sind drei große in Harz gegossene Seidenstoffbahnen, die von der Decke hängen und durch zwei handgestickte Stoffe sowie kleinere Harz-Elemente ergänzt werden.
Die Motive auf den Stoffen sind mit der KI Midjourney entstanden und basieren auf Hirschfelds eigenen, in Öl gemalten Bildserien. Statt mit Textprompts zu arbeiten, hat sie ihre Bilder mit der KI so lange „verblendet“, bis sie ihren ästhetischen Vorstellungen entsprachen. Immer wieder musste sie eingreifen, um zu verhindern, dass die KI von ihrer Formensprache abweicht und eine hyperrealistisch-illustrative Ästhetik annimmt. Danach fügte Hirschfeld analoge Schritte hinzu: Die generierten Bilder wurden mit Lösungsmitteln bearbeitet, auf Seide gedruckt und dann in Harz „eingefroren“. Die Fragilität und Transparenz von Harz sollen betonen, dass Künstliche Intelligenz flüchtig und nicht richtig greifbar sein kann.
Der digitale Arbeitsprozess führte Hirschfeld zu einer Sinnsuche, die sie schließlich zur Mythologie brachte. Dabei ließ sie sich von der nordischen Sage der Nornen inspirieren: den Göttinnen Urd (die Gewordene), Verdandi (die Werdende) und Skuld (die werden Sollende), die das Schicksal weben. Diese Konzepte von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft visualisierte sie durch halbtransparente Frauenporträts in ihrer Installation. Die handgestickten Fragen auf den Stoffbahnen sind ein zusätzliches analoges Element in der Installation und spiegeln ihre Gedanken zur Nutzung von Künstlicher Intelligenz in ihrem kreativen Prozess wider.
Die Installation SIMULAKRA LABOR zeigt auf ästhetische Weise die Verflechtung von künstlerischer Kreativität und KI-generierten Ideen sowie deren Visualisierung in eine delikate Materialität. Dieses Zusammenspiel wird als Kunstwerk im Raum erlebbar und bietet einen Denkanstoß zur Rolle des Menschen in einer von KI geprägten Welt.
Tanja Hirschfeld arbeitet stets digital, bevor sie analog fortfährt und ihre Bilder in Öl malt oder Textilarbeiten schafft. Seit mehreren Jahren experimentiert sie mit Künstlicher Intelligenz und nutzt deren unbegrenzte Möglichkeiten, um sich inspirieren zu lassen. Dennoch kehrt sie immer wieder zur Arbeit mit Farbe, Stoffen und unterschiedlichen Techniken zurück. Die Möglichkeiten und Einschränkungen der neuen Technologie bestärken sie in ihrer analogen kreativen Arbeit und führen zu neuen Ideen und Wegen.
Urd/Verdandi/Skuld, jeweils Seide und Bio-Lasurharz, 130 x 230 cm
What makes you human, Baumwolle auf Cotton Blend, 130 x 230 cm
Simulakra Ghost 01/Simulakra Ghost 02, jeweils Seide und Bio-Lasurharz, Maße variabel